Heute Abend kommt ab 22:25 Uhr auf '3sat HD' der Film 'La zona - Betreten verboten' - ein Thriller aus Mexiko über gesellschaftlich bedingte Selbstjustiz, der außergewöhnlich und interessant klingt...
Sehr unterschiedliche, vorwiegend recht gute Kritiken auf Moviepilot.de
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Spoiler:
Donnerstag, 22.08.2013, 22:25 - 23:55 (01:30)
3sat HD (DD)
La zona - Betreten verboten
Spielfilm Mexiko 2007
In einer Gewitternacht über Mexiko-Stadt fällt plötzlich eine riesige Reklametafel gegen die hohen Mauern, die "La Zona", eine reiche Wohnsiedlung am Rand der Stadt, umgeben. Normalerweise durch Elektrozäune und unzählige Kameras gegen Eindringlinge geschützt, liegt die Reichensiedlung durch einen Stromausfall plötzlich frei zugänglich da. Um die günstige Gelegenheit zu nutzen, schleichen sich drei Jugendliche spontan dort ein und plündern eine der Villen. Die Hausbesitzerin, die sie bei der Tat überrascht, wird von einem der Jungen getötet. Ihr Nachbar Ricardo erschießt daraufhin zwei der flüchtenden Einbrecher und versehentlich einen Wachmann.
Nur der jüngste Dieb, Miguel, kann fliehen. Er kommt jedoch nicht weit, denn das Sicherheitssystem funktioniert wieder - Miguel ist in der abgeschotteten Siedlung gefangen. Um Ricardo zu schützen und die Polizei aus ihrer Zone herauszuhalten, beschließt ein Rat der Bewohner, das Vorkommnis zu vertuschen und den flüchtigen Eindringling selbst zu suchen.
Polizei-Inspektor Rigoberto, der die Spur der inzwischen als vermisst gemeldeten Jugendlichen bis nach "La Zona" verfolgt, wird erfolgreich abgewimmelt, der Polizeidirektor bestochen: Die Anwohner wollen die Sache selbst regeln, die Menschenjagd beginnt. Auch der 16-jährige Alejandro, Sohn des Ratsmitglieds Daniel, ist zunächst begeistert von der Idee, den Eindringling zu schnappen.
Doch als Miguel auf einmal in seinem Keller auftaucht und ihn überzeugt, niemanden getötet zu haben, ist Alejandro sich nicht mehr sicher, was richtig und was falsch ist. Er beschließt, Miguel zur Flucht zu verhelfen. Als dieser jedoch entdeckt wird, kommt jede Hilfe zu spät ...
"La Zona" ist der erste Spielfilm des in Uruguay geborenen Regisseurs Rodrigo Plá - das würden die professionelle, aufwendige Produktion und die edle Ästhetik des Films nicht vermuten lassen. Tatsächlich entsprechen die makellosen und sorgfältig ausgeleuchteten Bilder von "La Zona" genau dem, was diese selbst verkörpert: eine nach außen hin perfekte und jederzeit überwachte Vorstadtidylle, deren Abgründe höchstens in den Personen lauern, die sich so sicher durch diesen Mikrokosmos bewegen, als existiere die Realität außerhalb der Mauern nicht. Doch die Armenviertel von Mexiko-Stadt sind unleugbar da - kontrastiert düster gezeigt, wirken sie allerdings wie eine völlig andere Welt.
Zwischen beiden Extremen stehen immer wieder die gestochen scharfen Aufnahmen der Überwachungskameras, die nicht nur jede Bewegung innerhalb der Zone registrieren, sondern auch die andere Seite der Mauern misstrauisch beäugen. Sie vermitteln dem Zuschauer die Paranoia, die die Zonenbewohner Mauern errichten lässt, die sie schützen sollen und sie gleichzeitig einsperren: in eine Parallelwelt ohne Intimität, mit eigenen Gesetzen und Regeln.
Aus Misstrauen zu den Autoritäten von "draußen" bilden sie "drinnen" ihre eigenen Machtstrukturen. Der Rat, der im Film zwar ganz dilettantisch in einer Turnhalle tagt, geht in seinen Repressionen anders Gesinnten gegenüber aber mehr als professionell und effizient vor. Gehandelt wird in diesem System der Selbstjustiz für "La Zona", für die Gemeinschaft und - wenn es sein muss - gegen den Einzelnen.
Regisseur Rodrigo Plá kennt Mexiko-Stadt gut: Seit seinem elften Lebensjahr lebt er in der zweitgrößten Stadt der Welt, in der es wirklich "barrios cerrados" gibt: durch Mauern abgeschlossene Wohngebiete mit einer eigenen Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäusern und Supermärkten. Auch wenn "La Zona" mit Sicherheit eine übertriebene Darstellung dieses Phänomens zeichnet, ist das Dargestellte längst keine weit hergeholte Schreckensvision mehr, sondern in naher Zukunft durchaus denkbar. Und gerade das macht die schockierende Dimension des Films aus, der uns Strukturen präsentiert, die zwar manchmal absurd erscheinen, aber visionären Charakter haben. Strukturen, die in "La Zona" Schritt für Schritt zur Katastrophe führen und zu einer Umkehr der Verhältnisse.
Der Film stellt auf sehr subtile Weise die Frage, wo es eigentlich gefährlicher ist: innerhalb oder außerhalb der Mauern. Besonders deutlich wird diese Verkehrung in einer Szene, in der der junge Miguel versucht, aus der Zone zu fliehen, dem Polizeiauto hinterherläuft und die Polizisten anfleht, ihn festzunehmen. Er will nur weg aus der Zone und lieber ins Gefängnis gehen, als sich der Selbstjustiz der Reichen auszuliefern. Deren Luxus besteht vor allem darin, sich ihre eigenen Gesetze machen zu können.
"La Zona" wurde mit einer Reihe internationaler Preise ausgezeichnet, unter anderem dem CinemAwenire-Award und dem Luigi de Laurentiis-Preis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig (2007), dem Preis für das beste Erstlingswerk des Stockholm International Film Festival (2007), zahlreichen Publikumspreisen und dem FIPRESCI-Preis, der dem Film im Rahmen des Toronto International Film Festival 2007 verliehen wurde.
[16:9] [H.264] [HD]
[Dolby Digital 5.1] [deu]
Spieldauer: 89 Min
copyright des Textes bei arte.tv
3sat HD (DD)
La zona - Betreten verboten
Spielfilm Mexiko 2007
Kurzfassung schrieb:Bei einem Einbruch in der reichen Wohnsiedlung "La Zona" wird eine Frau getötet, ihr Nachbar erschießt wiederum zwei der Täter. Der Dritte, der erst 16-jährige Miguel, kann vom Tatort fliehen, jedoch nicht mehr aus der völlig abgeschotteten Zone entkommen. Weil die Anwohner nicht wollen, dass sich die Polizei in ihre Angelegenheiten einmischt, nehmen sie die Verfolgung selbst auf. Der gleichaltrige Alejandro versucht, dem verängstigten Miguel zu helfen, doch die Menschenjagd hat bereits begonnen ...
In einer Gewitternacht über Mexiko-Stadt fällt plötzlich eine riesige Reklametafel gegen die hohen Mauern, die "La Zona", eine reiche Wohnsiedlung am Rand der Stadt, umgeben. Normalerweise durch Elektrozäune und unzählige Kameras gegen Eindringlinge geschützt, liegt die Reichensiedlung durch einen Stromausfall plötzlich frei zugänglich da. Um die günstige Gelegenheit zu nutzen, schleichen sich drei Jugendliche spontan dort ein und plündern eine der Villen. Die Hausbesitzerin, die sie bei der Tat überrascht, wird von einem der Jungen getötet. Ihr Nachbar Ricardo erschießt daraufhin zwei der flüchtenden Einbrecher und versehentlich einen Wachmann.
Nur der jüngste Dieb, Miguel, kann fliehen. Er kommt jedoch nicht weit, denn das Sicherheitssystem funktioniert wieder - Miguel ist in der abgeschotteten Siedlung gefangen. Um Ricardo zu schützen und die Polizei aus ihrer Zone herauszuhalten, beschließt ein Rat der Bewohner, das Vorkommnis zu vertuschen und den flüchtigen Eindringling selbst zu suchen.
Polizei-Inspektor Rigoberto, der die Spur der inzwischen als vermisst gemeldeten Jugendlichen bis nach "La Zona" verfolgt, wird erfolgreich abgewimmelt, der Polizeidirektor bestochen: Die Anwohner wollen die Sache selbst regeln, die Menschenjagd beginnt. Auch der 16-jährige Alejandro, Sohn des Ratsmitglieds Daniel, ist zunächst begeistert von der Idee, den Eindringling zu schnappen.
Doch als Miguel auf einmal in seinem Keller auftaucht und ihn überzeugt, niemanden getötet zu haben, ist Alejandro sich nicht mehr sicher, was richtig und was falsch ist. Er beschließt, Miguel zur Flucht zu verhelfen. Als dieser jedoch entdeckt wird, kommt jede Hilfe zu spät ...
"La Zona" ist der erste Spielfilm des in Uruguay geborenen Regisseurs Rodrigo Plá - das würden die professionelle, aufwendige Produktion und die edle Ästhetik des Films nicht vermuten lassen. Tatsächlich entsprechen die makellosen und sorgfältig ausgeleuchteten Bilder von "La Zona" genau dem, was diese selbst verkörpert: eine nach außen hin perfekte und jederzeit überwachte Vorstadtidylle, deren Abgründe höchstens in den Personen lauern, die sich so sicher durch diesen Mikrokosmos bewegen, als existiere die Realität außerhalb der Mauern nicht. Doch die Armenviertel von Mexiko-Stadt sind unleugbar da - kontrastiert düster gezeigt, wirken sie allerdings wie eine völlig andere Welt.
Zwischen beiden Extremen stehen immer wieder die gestochen scharfen Aufnahmen der Überwachungskameras, die nicht nur jede Bewegung innerhalb der Zone registrieren, sondern auch die andere Seite der Mauern misstrauisch beäugen. Sie vermitteln dem Zuschauer die Paranoia, die die Zonenbewohner Mauern errichten lässt, die sie schützen sollen und sie gleichzeitig einsperren: in eine Parallelwelt ohne Intimität, mit eigenen Gesetzen und Regeln.
Aus Misstrauen zu den Autoritäten von "draußen" bilden sie "drinnen" ihre eigenen Machtstrukturen. Der Rat, der im Film zwar ganz dilettantisch in einer Turnhalle tagt, geht in seinen Repressionen anders Gesinnten gegenüber aber mehr als professionell und effizient vor. Gehandelt wird in diesem System der Selbstjustiz für "La Zona", für die Gemeinschaft und - wenn es sein muss - gegen den Einzelnen.
Regisseur Rodrigo Plá kennt Mexiko-Stadt gut: Seit seinem elften Lebensjahr lebt er in der zweitgrößten Stadt der Welt, in der es wirklich "barrios cerrados" gibt: durch Mauern abgeschlossene Wohngebiete mit einer eigenen Infrastruktur wie Schulen, Krankenhäusern und Supermärkten. Auch wenn "La Zona" mit Sicherheit eine übertriebene Darstellung dieses Phänomens zeichnet, ist das Dargestellte längst keine weit hergeholte Schreckensvision mehr, sondern in naher Zukunft durchaus denkbar. Und gerade das macht die schockierende Dimension des Films aus, der uns Strukturen präsentiert, die zwar manchmal absurd erscheinen, aber visionären Charakter haben. Strukturen, die in "La Zona" Schritt für Schritt zur Katastrophe führen und zu einer Umkehr der Verhältnisse.
Der Film stellt auf sehr subtile Weise die Frage, wo es eigentlich gefährlicher ist: innerhalb oder außerhalb der Mauern. Besonders deutlich wird diese Verkehrung in einer Szene, in der der junge Miguel versucht, aus der Zone zu fliehen, dem Polizeiauto hinterherläuft und die Polizisten anfleht, ihn festzunehmen. Er will nur weg aus der Zone und lieber ins Gefängnis gehen, als sich der Selbstjustiz der Reichen auszuliefern. Deren Luxus besteht vor allem darin, sich ihre eigenen Gesetze machen zu können.
"La Zona" wurde mit einer Reihe internationaler Preise ausgezeichnet, unter anderem dem CinemAwenire-Award und dem Luigi de Laurentiis-Preis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig (2007), dem Preis für das beste Erstlingswerk des Stockholm International Film Festival (2007), zahlreichen Publikumspreisen und dem FIPRESCI-Preis, der dem Film im Rahmen des Toronto International Film Festival 2007 verliehen wurde.
[16:9] [H.264] [HD]
[Dolby Digital 5.1] [deu]
Spieldauer: 89 Min
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mr.tommi
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